Klimasituation Familien gegen die EU
Der Klimawandel ist keine ferne Zukunft. Viele von uns bekommen seine Folgen schon jetzt zu spüren.Einer Familie aus Deutschland droht der komplette Verlust von allem, was sie sich in vier Generationen aufgebaut hat - weil der Meeresspiegel steigt. Dürren haben einem älteren Paar in Frankreich fast die Hälfte der Ernte vernichtet. Eine Familie von Imkern in Portugal versucht verzweifelt, ihre Bienen und damit ihre Lebensgrundlage zu retten, doch die Hitzewellen sind so extrem, dass die Tiere sterben.
Die Familien teilen eine Sorge. “Meine Kinder sollen hier eine Zukunft haben. Hier, wo wir seit Generationen leben”, sagt Petru Vlad, ein Schäfer aus Rumänien. “Ich möchte nicht, dass sie weggehen müssen, so wie ich, um Arbeit in einem fremden Land zu suchen.”
Heute wagen zehn Familien aus Europa und von außerhalb einen Schritt, den noch niemand gewagt hat, darunter kleine Kinder und junge Saami aus Schweden, deren Lebensgrundlage durch den Klimawandel akut bedroht ist. Sie bringen die EU vor Gericht mit einer historischen Klimaklage.
Die Familien, die gegen die EU klagen, kommen aus Deutschland, Portugal, Frankreich, Rumänien, Italien, Schweden und auch von außerhalb. Sie alle leben mit der sehr realen Gefahr, ihre traditionellen Lebensgrundlagen zu verlieren - durch den Klimawandel.
Die Familien wissen: Wenn wir nicht endlich ernst machen mit dem Kampf gegen die Klimakrise, werden die Folgen, die wir jetzt schon zu spüren bekommen, erst der Anfang sein. Die Klimawissenschaft sagt uns, dass das Schlimmste immer noch verhindert werden kann. Wir können für unsere Kinder eine sichere Zukunft schaffen und ihnen einen katastrophalen Klimawandel ersparen. Doch dafür gibt es nur einen Weg - nämlich eine strenge, wahrhaft ambitionierte Klimapolitik.
In einer Klage vor dem Gericht der Europäischen Union werfen die Familien dem Parlament und der Kommission der EU vor, nicht wirksam genug gegen den Klimawandel vorzugehen. Ihre Forderung: Die EU-Institutionen müssen die Klimakrise als eine reale Bedrohung für die Menschenrechte der europäischen Bürger/innen begreifen und umgehend dafür sorgen, dass unsere Rechte und die künftiger Generationen geschützt werden.
Die gesetzgebenden Organe der EU - das Parlament und der Europäische Rat - versagen in der Klimapolitik. Sie haben es bislang nicht hinbekommen, eine Klimagesetzgebung zu entwickeln und zu beschließen, die mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens vereinbar wäre und die Mitgliedsländer zu effektiven Maßnahmen verpflichten würde. Die Klimaziele der Europäischen Union sind nach wie vor zu schwach, um der Klimakrise gerecht zu werden. Die Klimaklage der Familien macht nachdrücklich klar, worum es geht: Der Klimawandel ist längst nicht mehr nur eine Sache, mit der sich Diplomaten oder Wirtschaftsleute beschäftigen sollten. Er geht uns alle an, denn er bedroht die Grundrechte der Bürger/innen auf Leben, Gesundheit und einen ausreichenden Lebensunterhalt.
Die zehn Familien, die jetzt klagen, tun das für uns alle. Für unsere Zukunft. Damit sie die vor ihnen liegende Auseinandersetzung durchhalten, brauchen sie unsere Unterstützung. Es mag für die Verantwortlichen in der EU leicht sein, ein paar Betroffene zu ignorieren. Doch wir können ihnen das Ignorieren verdammt schwer machen, wenn Zehntausende von uns symbolisch hinter den Familien stehen. Unsere Worte der Solidarität zeigen den Klägern, dass sie nicht allein sind. Und den Beklagten genauso!